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Mit dem Titel "(Un)kräuter sind Gaben Gottes" haben wir vor Jahren mit Kräuterwanderungen zum Festtag Mariä Himmelfahrt im Bistum Trier begonnen. Denn dieser Festtag ist in vielen Regionen mit der Tradition verbunden, sogenannte "Krautwischs" zu sammeln, Kräutersträuße, die gesegnet werden und die das ganze Jahr lang an die Heilszusage Gottes erinnern sollen. Kräuterwanderungen gibt es in unserem Programm immer noch, zu Mariä Himmelfahrt und zu anderen Terminen.
Der Blick auf die Kräuter und ihre Vielfalt öffnet den Blick auf die Vielfalt in der gesamten Natur, die Biodiversität. Neben viel Wissen, das wiederentdeckt und vermittelt werden kann, neben auch kritischer Auseinandersetzung mit dem Verlust von Biodiveristät durch unsere Produktionsbedingungen insbesondere in der Nahrungsmittelherstellung, führt dies auch zur Frage des Lebensstils, der für uns und für die gesamte Welt verträglich, wohltuend und gesund ist. Auch dazu finden sich immer wieder Veranstaltungen in unserem Programm.
Und schließlich geht es dann darum, Alternativen aufzuzeigen und dazu zu befähigen. Dazu gehört auch, selbst aktiv zu werden und auf dem Balkon oder in einem Garten (wieder) selbst Gemüse und Obst wachsen zu lassen. Das ist nicht mal nur eine Frage der Ökologie, sondern tut dem gärtnernden Menschen selbst sehr gut und eröffnet auch spirituelle Erfahrungsräume.
Efeu - zwar ist diese Pflanze hochgiftig und nicht zum Verzehr geeignet, weswegen ihr den Hustensaft auf Efeubasis am besten in der Apotheke, kauft, dennoch könnt ihr ihn zu Hause verwenden als Waschmittel
In den vielen Höhenregionen des Bistums liegt momentan Schnee und so sind dort derzeit wenige Kräuter zu finden. Hebt ihr jedoch den Blick, seht ihr die blauen Beeren der Schlehe und davon auffällig viele.
Ihr dachtet, dies wäre Unkraut - weit gefehlt: die Vogelmiere ist sowohl eine Gemüse- als auch eine Heilpflanze, die sich zugegeben für manch leidenschaftlichen Gärtner viel zu schnell verbreitet und nahezu ganzjährig Hochsaison hat.
Wer sie im Salat genießt, kann sich an ihrem Geschmack, der an jungen, rohen Mais erinnert, erfreuen. Ganz nebenbei versorgt euch der Vogelmierensalat mit doppelt so viel Calcium, dreimal so viel Kalium und Magnesium sowie siebenmal so viel Eisen wie ein gewöhnlicher Kopfsalat.
Ist euch auch aufgefallen, dass die Welt da draußen nicht nur gelb-orange-herbstlich oder gar novembergrau ist, sondern dass die Grünflächen wieder saftig grün leuchten???
Ein ganzjährig blühendes Pflänzchen, das ihr alle kennt, aber vielleicht noch nicht gegessen habt, ist das Gänseblümchen. Der botanische Name „bellis perennis“ sagt: schön und das ganze Jahr hindurch.
Zum bescheidenen Gänseblümchen passt der Ausspruch: „Stille Wasser sind tief“ besonders gut. 2017 war es „Heilpflanze des Jahres“. Zwar ist seine Heilwirkung schulmedizinisch nicht anerkannt, aber es enthält sehr viel Vitamin C: deutlich mehr auf 100 g als z.B. Kopfsalat. Also: eine Handvoll Blüten dekorativ auf den Salat streuen und unbedingt mitessen.
Solltet ihr ausnahmsweise keine Blüten finden, aber sicher wissen, wo sie wachsen, dann schaut euch ruhig die Blattrosetten an: Sehen die nicht wie Feldsalat aus? Und genau so könnt ihr sie auch ernten. Nun gut, für eine ganze Schüssel Salat müsstet ihr sehr ausdauernd pflücken, aber um euren gekauften Salat mit natürlichen sekundären Pflanzenstoffen und inhaltsreichen Kräutern aufzupeppen, reicht auch schon ein Händchen voll.
Unsere Kräuterreferentin schwört auf dieses heimische Superfood, um den Winter ohne Erkältung zu überstehen. Auch ich habe tatsächlich lange keine Erkältung mehr gehabt. Seit zwei Jahren esse auch ich im Winter Brennesselsamen. Ehrlich gesagt, vor allem deshalb, weil sie superlecker schmecken.
Bei den Wanderungen des Themenschwerpunktes Schöpfung gibt es meist eine Kostprobe der gerösteten Samen, und ich kann feststellen: bisher sind alle Teilnehmenden ebenfalls begeistert.
Und im Frühjahr gehen wir dann Blattspitzen sammeln, für leckeren Brennesselspinat!
Mariä Himmelfahrt ist in der christlichen Tradition ein Kräutertag, „Krautwisch-Tag“. Jedes Jahr am 15.08.2020 ist es Tradition zu Ehren Maria Heilkräuter zu sammeln, zu einem Strauß zu binden und segnen zu lassen. Ein guter Anlass, Heilkräuter wahrzunehmen und damit ein wenig fürs eigene Heil zu sorgen
Die 7 bis 99 Kräuter, die in einen Krautwisch gehören können, möchten wir euch hier nicht vorstellen – würde den Rahmen sprengen. Gerne könnt ihr euch aber zu einer unserer Kräuterwanderungen in Altrich (Donnerstag, 13.8., 17 Uhr), Prüm (Freitag, 14.8., 15 Uhr) oder in Wasserliesch (Samstag, 15.8., 14 Uhr) anmelden auf www.bildung-leben.de/veranstaltungen.
Und was haben die Kräuter mit Mariä Himmelfahrt zu tun??? Genauer gehen wir darauf bei den Wanderungen ein. Hier nur so viel: Es geht um das körperliche und das seelische Heil. Und dazu möchten wir euch hier heute auf das Johanniskraut aufmerksam machen:
Heilpflanze des Jahres 1995, Arzneipflanze des Jahres 2015
Wirksam gegen nervöse Unruhe und Depressionen – verbindet also Körper und Psyche. Tee oder getrocknete Johanniskrautpräparate aus dem Fachhandel beziehen, besser nicht selbst sammeln
Johanniskrautöl für die äußerliche Anwendung ist entzündungshemmend und kann selbst hergestellt werden
Setzt die Empfindlichkeit gegenüber der Sonne herab, also im Sommer Vorsicht bei der Anwendung
Volkstümlich auch „Herrgottblut“, „Jesuswundenblut“ oder „Johannisblut“ genannt, weil bei Zerreiben der Blütenblätter roter Saft austritt.
Nach einer Sage kommt der Name daher, dass die Pflanze dort wuchs, wo das Haupt Johannes des Täufers zu Boden fiel, als Herodes ihn köpfen ließ.
Fotos: Barbara Schartz
Eine tolle "Erste-Hilfe-Pflanze" die an vielen Wegrändern und auf viele Wiesen zu finden ist, ist der Spitzwegerich. Wie sein Bruder, der Breitwegerich, enthält er antibiotische, reiz- und entzündungshemmende Stoffe, weshalb man ihn bei Insektenstichen auf der Stichstelle zerreibt (oder in der hohlen Hand, anschließend die Stichstelle mit den ausgetretenen Pflanzensaft einreiben). Auch die enthaltenen Gerbstoffe sind nützlich, sie beschleunigen die Wundheilung. Wegen der entzündungshemmenden und schleimlösenden Wirkung wird Spitzwegerich auch gegen Husten verwendet. Aber auch kulinarisch kann man den Spitzwegerich verwenden, insbesondere sind die jungen Knospen. Mit ein wenig Knoblauchöl angebraten sollen sie nach Pliz schmecken. Sie können auch als Kapern in Öl konserviert werden.
Gerade bewahrheitet es sich wieder: wenn man etwas kennt, sieht man es überall!
Aktuell sehen wir überall Kamille, und zwar nicht nur die, die wir vom Kamillentee kennen, sondern auch die „kleine, unscheinbare Schwester“ die strahlenlose Kamille.
Richtet den Blick aufmerksam auf den Boden, dann findet ihr sie garantiert. Hier ein paar Infos zur strahlenlosen Kamille:
Neben der strahlenlosen findet ihr auf den Feldern noch die unechte und die „Hundskamille“. Sie sehen der echten Kamille zum Verwechseln ähnlich, aber es fehlt bei beiden der kleine innere Hohlraum im Blütenboden. Und es fehlt der typische Duft und damit auch das krampflösende Öl. Die Hundskamille soll sogar leicht giftig sein.
Im Mai möchte ich bei der Vorstellung von Wildkräutern das Augenmerk natürlich auf das Maikraut lenken, den Waldmeister.
Die meisten kennen ihn vermutlich aus der Maibowle. Tipp: ▶️ Wer ihn ohne Alkohol verwenden möchte: man kann ihn auch in kaltem Wasser, Saft oder Milch ziehen lassen (6 bis 12 Stunden) oder mit heißem Wasser überbrühen für einen Tee. Dafür möglichst vor der Blüte sammelnd und, damit das Aroma sich aber entfalten kann, ein bisschen anwelken lassen, aber nicht klein schneiden. Nicht mehr als 3 g Kraut auf einen Liter Wasser nehmen, denn das Cumarin, das den typischen Geschmack verursacht, ist leicht giftig und führt rasch zu Kopfschmerzen und in hohen Mengen auch zu Leberschäden.
Warum sollte man Waldmeister dann überhaupt verwenden? Neben dem leckeren Geschmack, falls man den mag? Es heißt, er sei beruhigend, entspannend, krampflösend, entzündungshemmend, antibakteriell, antioxidativ, antiviral (Cororna!) und herzstärkend. Und gut gegen Motten.
Zu finden ist der Waldmeister derzeit in Laubwäldern, vor allem in Buchenwäldern, also: Waldspaziergang machen. Wer den Waldmeister näher haben möchte und über einen Garten verfügt: er mag es leicht schattig und feucht genug. Auf dem Balkon ist das schwierig, auch, weil er in Töpfen oder Kästen schnell zu trocken hat.
Bärlauch, der nach Knoblauch schmeckt und riecht, ist in den letzten Jahren in Mode gekommen. Es gibt ihn aktuell sogar im Supermarkt. Wer ihn in der freien Natur nicht findet, für den gibt es eine kostenlose Alternative: ▶️ Die Knoblauchsrauke. Sie wächst an vielen Stellen: an Wegrändern im Wald, im Gebüsch und in Hecken, auf Brachflächen und in Gärten. Häufig in der Nähe von Brenneseln, denn sie ist wie diese ein Stickstoffzeiger.
Ihr Knoblauchgeschmack ist noch weniger intensiv als beim Bärlauch, verschwindet beim Kochen und ist nicht konservierbar. Ihr verwendet sie also am Besten frisch und gebt sie roh in den Salat, den Frischkäse oder den Kräuterdip.
Für alle eifrigen Spaziergänger hier ein leckerer Tipp:
Frische Frühlingskräuter haben im Vergleich zu gekauftem Gemüse ein Vielfaches an Vitalstoffen. Jetzt findet man beim Spazieren frischen Sauerampfer. Der schmeckt nicht nur vielen Menschen, sondern auch den Raupen einiger Feuerfalter und des Dukatenfalters.
Tipp: ▶️ Am besten roh essen und in Maßen, denn neben gesundem Vitamin C enthält er auch das weniger gesunde Oxalat. Und bitte, wie alle Wildkräuter, nicht von stark durch Mensch oder Hund gedüngten Wiesen.